Emotionale Verletzungen, Blockaden und unaufgelöste Konflikte sind zentrale Themen vieler therapeutischer und coachender Ansätze. Zwei Methoden, die sich intensiv mit diesen Herausforderungen beschäftigen, sind die Transformationstherapie nach Robert Betz und SystemEmpowering. Beide Ansätze haben das Ziel, tief sitzende emotionale Muster zu verändern und Menschen dabei zu unterstützen, ein freieres, erfüllteres Leben zu führen. Doch die Herangehensweisen unterscheiden sich grundlegend.
In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die beiden Methoden und zeigen auf, wann welche Methode sinnvoll ist.
Was ist die Transformationstherapie nach Robert Betz?
Die Transformationstherapie nach Robert Betz basiert auf der Annahme, dass alle Gefühle das Produkt des Denkens sind und somit durch eine bewusste Transformation verändert werden können. Der Kern der Methode liegt in folgenden Grundprinzipien:
- Gefühle sind eine Schöpfung des Denkens. Angst, Wut, Trauer und andere emotionale Zustände entstehen laut Betz allein durch unsere Gedanken.
- Gefühle sollen bejahend gefühlt werden. Anstatt Emotionen zu unterdrücken oder zu bekämpfen, werden sie bewusst wahrgenommen und akzeptiert.
- Vergebung und Verzeihen als zentrale Werkzeuge. Menschen, die uns verletzt haben, sollen vergeben und losgelassen werden, um inneren Frieden zu finden.
- Anerkennung der Ahnen. Ahnen sind nicht „tot“, sondern weiterhin energetisch präsent. Sie sollen gewürdigt und in das eigene Leben integriert werden, anstatt sie auszuschließen.
Diese Prinzipien haben sich für viele Menschen als hilfreich erwiesen, um belastende Emotionen zu verarbeiten. Doch sie stoßen an ihre Grenzen, wenn es um tiefergehende Systemgesetzverletzungen geht, die nicht allein durch Denken oder Vergebung aufgelöst werden können.
Was ist SystemEmpowering?
SystemEmpowering wurde von Dr. Dieter Bischop entwickelt und ist eine weiterentwickelte Methode zur Auflösung systemischer Konflikte, emotionaler Blockaden und generationsübergreifender Muster. Die Methode basiert auf zehn fundamentalen Systemgesetzen, deren Missachtung tiefgreifende emotionale Verletzungen hervorrufen kann. Dazu gehören unter anderem:
- Zugehörigkeit: Jeder braucht das Gefühl der Zugehöhrigkeit. Ausschluss führt zu schwerwiegenden seelischen Belastungen.
- Wertschätzung: Fehlende Anerkennung führt zu emotionalen Verletzungen.
- Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen: Ungerechtigkeit in Beziehungen (persönlich oder beruflich) erzeugen Konflikte und Frustration.
Wenn diese Wirkprinzipien verletzt werden, entstehen neben den Denkgefühlen sogenannte Basisgefühle wie Angst, Wut oder Trauer, die nicht durch bloßes Verändern des Denkens oder durch Vergebung aufgelöst werden können. Sie erfordern eine systemische Aufarbeitung.
Die zentrale Unterscheidung: Denkgefühl vs. Basisgefühl
Ein entscheidender Unterschied zwischen der Transformationstherapie nach Betz und SystemEmpowering liegt in der Art, wie emotionale Verletzungen betrachtet werden.
Transformationstherapie: Fokus auf Denkgefühle
Laut Betz entstehen Gefühle durch Gedanken. Verändert man das Denken, verändern sich auch die Gefühle. Diese Sichtweise greift jedoch zu kurz, wenn es sich um tief verwurzelte Verletzungen handelt, die nicht allein auf Gedanken basieren.
SystemEmpowering: Basisgefühle und Denkgefühle als Folge von Systemgesetzverletzungen
SystemEmpowering unterscheidet zwischen Denkgefühlen (durch Gedanken erzeugt) und Basisgefühlen (unabhängig vom Denken). Basisgefühle entstehen direkt durch Verletzungen der Systemgesetze, z. B. wenn jemand ausgeschlossen wurde oder tiefgehende Ungerechtigkeit erlebt hat.
Während Denkgefühle durch eine Veränderung der Gedanken beeinflusst werden können, lassen sich Basisgefühle nur lösen, indem die ursprüngliche Verletzung systemisch aufgearbeitet wird. Das bloße Vergeben oder Verzeihen reicht hier nicht aus, da die emotionale Wunde dadurch nicht wirklich geheilt wird.
Beispiel aus der Praxis: Wann funktioniert welche Methode?
Fallbeispiel: Beziehungskonflikt nach einer Trennung
Ein Mann erlebt nach einer schmerzhaften Trennung starke Basisgefühle von Wut und Trauer. Und er bekommt die Denkgefühle: fühlt sich betrogen und im Stich gelassen.
- Transformationstherapie nach Betz: Er wird ermutigt, seine Wut und Trauer zu fühlen, sie in Liebe zu verwandeln und seiner Ex-Partnerin zu vergeben. Dadurch kann er eine neue Sichtweise auf die Trennung gewinnen und sich von negativen Gedanken lösen.
- SystemEmpowering: Der schmerzhaften Trennung liegen normalerweise wechselseitige Systemgesetzverletzungen zu Grunde, z. B. weil er von seiner Partnerin ausgeschlossen wurde (Zugehörigkeitsverletzung). Mit Hilfe des PowerCodes wird die Konflikthistorie aufgedeckt. Es wird dort zeitlich begonnen, wo es in der Beziehung noch gut war. Von dort wird dann die erste Verletzung der Systemgesetze gefunden und aufgelöst. Wenn das möglich ist, dann werden alle weiteren aufgelöst. So erkennen beide, dass sie für die letztendliche Trennung mitverantwortlich sind. Zum Schluss kann die Partnerin die letzte Verletzung anerkennen und die Wut von ihm zurücknehmen, um das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Erst dadurch entsteht echte emotionale Heilung, denn die Basisgefühle und Denkgefühle lösen sich dadurch auf..
Ergebnis: Falls die emotionale Belastung rein auf Denkgefühlen basiert, kann die Transformationstherapie helfen. Falls jedoch eine tiefere Verletzung der Systemgesetze vorliegt, ist SystemEmpowering die wirksamere Methode.
Wann ist welche Methode sinnvoll?
Transformationstherapie abgekürzt TT und SystemEmpowering SE.
Situation | TT | SE |
Negative Gedanken loslassen | ✓ | ✓ |
Oberflächliche emotionale Blockaden verarbeiten | ✓ | ✓ |
Tieferliegende emotionale Verletzungen auflösen | – | ✓ |
Systemgesetzverletzungen heilen | – | ✓ |
Ahnenarbeit & Verstrickungen lösen | – | ✓ |
Vergebung als Abschlussprozess | ✓ | – |
Fazit: Die richtige Methode für die richtige Situation
Sowohl die Transformationstherapie nach Betz als auch SystemEmpowering haben ihre Berechtigung und können wertvolle Werkzeuge für persönliche Entwicklung und Heilung sein. Entscheidend ist, die richtige Methode für die jeweilige Situation zu wählen:
- Transformationstherapie eignet sich gut, wenn es darum geht, Denkgefühle zu verändern und Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.
- SystemEmpowering ist notwendig, wenn tiefgreifende systemische Verletzungen wie Ängste, Trauer und Wut aufgelöst werden müssen, die durch bloße Veränderung des Denkens nicht heilen.
Möchtest du herausfinden, welche Methode für dich oder dein Anliegen die richtige ist? Dann höre dir unseren Podcast zu diesem Thema an oder vereinbare ein Gespräch mit einem zertifizierten SystemEmpowerer!